07.03.2020
Bund Naturschutz bittet Freie Wähler um Unterstützung

Mit großem Befremden besichtigte die Mühlhausener Ortsgruppe des Bund Naturschutz zusammen mit den Freien Wählern den kürzlich fertig gestellten landwirtschaftlichen Weg zwischen der GV-Straße Rocksdorf-Sulzbürg in Richtung Kruppach. Neben der asphaltierten Fahrbahn wurde ein Graben mit fast 2 Metern Tiefe eingezogen, der jetzt offenbar eine so große Gefährdung für die Nutzer darstellt, dass die Gemeinde Leitplanken anbringen wird. Ein Landwirt ist bereits mit seinem Anhänger in diesem Graben hängen geblieben. Auf 1,4 km Länge wurden 26 Einfahrten gebaut, die aber mit oft nur 3 Metern Breite so schmal sind, dass Landwirte ihre Grundstücke weder mit einem Mähdrescher noch mit einem großen Traktor mit Anhänger befahren können. Hier wäre es sinnvoller gewesen, eine doppelt so breite Einfahrt für jeweils zwei nebeneinander liegende Grundstücke zu planen. Bei der Beschlussfassung im Gemeinderat war man davon ausgegangen, dass dieser Weg ähnlich wie im östlichen Gemeindebereich den Bedürfnissen entsprechend ausgebaut werden würde. Deshalb habe man der Maßnahme mehrheitlich zugestimmt. Jetzt gelte es aber, ohne erneute Kosten für die Gemeinde die offensichtliche Fehlplanung durch Umbaumaßnahmen so zu gestalten, dass Landwirte oder Pächter ohne Einschränkungen ihre Grundstücke bewirtschaften können. Auch Radfahrer oder Fußgänger sollten den Weg ohne Gefährdung nutzen können. Hier fordern die Freien Wähler eine einvernehmliche Einigung mit sämtlichen Eigentümern, Pächtern, dem Gemeinderat und dem Amt für Ländliche Entwicklung. Bedauernswert sei, dass diese Baumaßnahme inzwischen schon mehr als 800.000Euro gekostet hat, von denen die Gemeinde 40 Prozent, also mindestens 320.000 Euro, zu tragen hat. Der Großteil der Kosten wird durch EU-Mittel abgedeckt, die über das ELERFörderprogramm eigentlich für „intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“ ausgegeben werden sollen.

Der Bund Naturschutz warnt davor, dass die Asphaltierung solcher Feldwege von der Gemeinde zukünftig weiter betrieben wird. Landwirtschaftliche Wege werden so zu Rennstrecken, Hecken und Bäume entlang der Feldwege werden beseitigt. „Dem Natur- und Artenschutz dienen solche Maßnahmen sicher nicht“, bedauerte Norbert Jockel. Deshalb versprach er dem Bund Naturschutz Unterstützung. Die Freien Wähler werden sich dafür einsetzen, die Instandhaltung von landwirtschaftlichen Wegen in Zukunft behutsam und naturverträglich zu planen und auszuführen.

Zusatzinformation:
Der Weg wurde mit ELER-Mitteln gefördert. ELER = Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums

Dieser Fonds ist neben dem Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL) eines der beiden Finanzierungsinstrumente der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)

Die Strategie „Europa 2020“ steht für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum. In Übereinstimmung mit dieser Strategie werden die darin formulierten Ziele durch die folgenden 6 europaweiten ELER-Prioritäten präzisiert:

  1. Förderung von Wissenstransfer und Innovation in der Land- und Forstwirtschaft und in den ländlichen Gebieten
  2. Förderung der Wettbewerbsfähigkeit aller Arten von Landwirtschaft und des Generationswechsels in den landwirtschaftlichen Betrieben
  3. Förderung der Organisation der Nahrungsmittelkette und des Risikomanagements in der Landwirtschaft
  4. Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung von Ökosystemen, die von der Landund Forstwirtschaft abhängig sind
  5. Förderung der Ressourceneffizienz und Unterstützung des Agrar-, Ernährungs- und Forstsektors beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen und klimaresistenten Wirtschaft
  6. Förderung der sozialen Eingliederung, der Bekämpfung der Armut und der wirtschaftlichen Entwicklung in den ländlichen Gebieten